12.09.2023Interview

„Deshalb haben wir eine eigene KI-Lösung entwickelt“

 

Das heutzutage mittels Künstlicher Intelligenz (KI) neue Geschäftsmodelle etabliert werden können, beweist das Start-up „QX Analytics“. Der DMB im Gespräch mit Jens Gellrich und Marcel Hockenberger, beide Geschäftsführer der QX Analytics GmbH. Die DMB-Mitglieder erläutern, welcher Faktor die KI-Technologie bei ihrer Ausgründung hatte, und wie Sie Herausforderungen in Ihrer Gründungsphase überwunden haben.

DMB: Was macht QX Analytics?

Gellrich / Hockenberger: QX Analytics* analysiert weltweit Aktien, Aktienindizes, Kryptos, Devisen und Rohstoffe mit Hilfe von KI-Technologie. Der Geschäftsgegenstand setzt sich aus der Entwicklung und dem Vertrieb einer KI-gestützten Software an Investoren sowie der Erbringung von Beratungsleistungen zusammen. Damit ist QX Analytics weder ein Börsenbrief noch eine Trading-Plattform, eine Bank oder ein Investmenthaus, sondern eine Plattform mit einer KI-Software zur Analyse des Aktienmarktes.

 

Wie entwickelten sich die Idee und die ersten Schritte zur Ausgründung?

Seit 2017 sind wir als Berater eines UCITS-Investmentfonds und diverser Zertifikate für institutionelle Investoren tätig. Wir standen fast immer vor der Frage, ob eine Investition in ein Wertpapier zum Entscheidungszeitpunkt ein lukratives Investment oder Desinvestment ist. Es gab kaum Möglichkeiten Empfehlungen aus Börsenbriefen und von Bankberatern, Bewertungen von Analysten sowie Marktinformationen wissenschaftlich basiert und aufwandsoptimiert zu überprüfen.

Wir hatten entschieden, dass wir eine Lösung brauchen, um uns aus diesem Dilemma zu befreien. Denn wir wollten Investitionen möglichst IT-gestützt analysieren können und dies objektiv, nachweisbar, emotionslos und immer aktuell. Daraus entstand unsere heutige KI-Technologie, die jetzt seit Anfang 2023 nach Abschluss aller Tests, im aktiven Einsatz ist.

Als wir Kollegen, Beratern, Vermögensverwaltern und Freunden unsere KI-Technologie vorführten, fragten sie, ob wir Ihnen diese KI-Lösung nicht auch zur Verfügung stellen könnten. Die Option einer weitergehenden Vermarktung wollten wir aber auch von Anfang an nicht ausschließen. Also haben wir entschieden, dies auf die QX Analytics GmbH als Start-up auszugliedern.

Damit steht dem Markt zum ersten Mal eine KI-Technologie zur Verfügung, mit der Wertpapiere (Aktien, Indizes, Kryptos, Devisen, Rohstoffe) wissenschaftlich basiert analysiert werden können. Die KI-Technologie ermittelt Unter- und Überbewertungen von Wertpapieren des weltweiten Investmentimperiums. Im Auftrag erstellte Analyseergebnisse waren für die Mandanten sowie für uns so überzeugend, dass unsere KI-Technologie dort im ständigen Einsatz ist.

 

Vor welchen Herausforderungen standen Sie und wie haben Sie diese überwunden?

Am Beginn steht natürlich immer die Frage, wie können die hohen Entwicklungs- und Implementierungskosten finanziert werden? Verfügen wir über ausreichende Finanzierungsmittel die Softwareentwicklung auch komplett selbst zu stemmen? Deshalb mussten wir sorgfältig überlegen und abwägen, welche Entwicklungsschritte erforderlich sind und die damit einhergehenden Investitionen.

Dann waren da die technischen Anforderungen und Voraussetzungen. Eines war klar: Reines Expertenwissen ist für den erfolgreichen Einsatz von KI nicht ausreichend! So entstanden Checklisten, wurden Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern geführt, erforderliche Softwarebausteine definiert und der Markt nach geeigneten Produkten durchforstet.

Eine der wichtigsten Voraussetzung ist eine leistungsfähige, skalierbare IT-Infrastruktur. Aktuell liegt eine proprietäre Lösung vor, welche zu warten und zu überwachen ist. Des Weiteren muss bei der Auswahl und Optimierung des passenden KI-Modells Domänenwissen aus dem Anwendungsbereich mit Spezialwissen zu den Konzepten und Methoden des Maschinellen Lernens kombiniert werden.

Um Datenqualität und Datensicherheit zu gewährleisten, ist es entscheidend die passenden externen Datenanbieter für Finanzinformationen und historische Zeitreihen sowie datenschutzkonforme Cloud-Anbieter zur persistenten Speicherung der Personendaten und täglichen Analyseergebnisse mit höchsten Sicherheitsstandards auszuwählen und im Nachgang anzubinden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Qualität der Ergebnisse einer KI-Software, die stark von den Trainingsdaten abhängig ist, auf höchstem Niveau bleibt. Denn bereits ein Ungleichgewicht in den Daten (Bias) kann zu unerwarteten und falschen Ergebnissen führen.

Eine weitere gesellschaftliche Herausforderung stellt die Akzeptanz von KI-Algorithmen dar. Die Modelle haben meist eine extreme Komplexität, so dass viele Personen skeptisch und zurückhaltend sind, wenn es um den Einsatz von KI geht. Da die Modelle oft nur schwer nachvollziehbar sind, müssen Erklärungswerkzeuge erstellt werden, um sie nachvollziehbar zu gestalten und die Entscheidungsgrundlagen zu plausibilisieren.

 

Was würden Sie anderen Unternehmen für die Startphase empfehlen?

Wir empfehlen Start-ups die Produktentwicklung und den Vertrieb zweigleisig zu betreiben, damit beides möglichst zeitgleich verfügbar ist. Bis tatsächlich jemand auf das Produkt aufmerksam wird, dauert es nämlich meistens erheblich länger als man es sich im Vorfeld vorgestellt hat.

 

Inwieweit haben Sie die sich entwickelnde Zukunftstechnologie „KI“ als zusätzlichen Risikofaktor zum gewagten Schritt der Ausgründung wahrgenommen?

Es kann insofern ein zusätzliches Risiko bestehen, da die Leute eine gewisse Skepsis der KI-Technologie gegenüber haben. Potenzielle Nutzer müssen zunächst von den Softwareentwicklern überzeugt werden, dass die KI-Technologie auch tatsächlich funktioniert. Aber darum haben wir uns nie Sorgen gemacht, weil wir von der Funktionsfähigkeit unserer Software zu 100 Prozent überzeugt waren und es selbstverständlich auch noch sind.

Um bestehende KI-Risiken zu ermitteln, haben wir uns auf fünf Bereiche konzentriert: Softwareverfügbarkeit, Sicherheit, Verantwortlichkeit, Haftung und Ethik. Bei der Einführung einer KI-Technologie werden bei uns diese Faktoren hinsichtlich einer verantwortungsbewussten Entwicklung berücksichtigt.

Neben den beschriebenen Risiken kann und wird im erneuten Zuge der Quantisierung der Anlagewelt KI ein probates Mittel sein, das Investoren helfen wird, die auf kaufmännischen Prinzipien beruhenden Investmentansätze zu verbessern – nein, zu revolutionieren.

 

Sollten mehr Unternehmen „KI“ als Chance verstehen und in ihren Betrieb miteinbeziehen?

KI wird für alle Unternehmen wichtig! Egal auf welcher Art und Weise sie eingesetzt wird. Jedes Unternehmen, unabhängig seiner Branche, kommt über kurz oder lang nicht um den Kontakt mit KI herum. KI macht sicherlich vieles einfacher. Ob KI immer besser ist, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Wir haben unsere KI-Software schon entwickelt, da hat in den Medien noch niemand über KI und ChatGPT gesprochen. Dass die KI-Thematik zuletzt medial stark aufbereitet wurde, ist für uns sicherlich kein Nachteil.

 

Welche Schritte planen Sie zukünftig?

Wir arbeiten derzeit an der Implementierung von börsengehandelten Fonds (ETFs). Diese können in Kürze ebenfalls mit Hilfe unserer KI-Technologie über unsere Webseite analysiert werden. Außerdem erweitern wir die visuellen Darstellungen, um die Funktionsprinzipien unserer KI-Software hervorzuheben.

Zusätzlich hat jeder Investor die Möglichkeit, ein individuelles Portfolio mit beliebig vielen Wertpapieren zu bestücken. Die Portfolioüberwachung benachrichtigt jeden Investor automatisch jeden Morgen „pünktlich“ zum Frühstück über den „Anomalie“ – Status aller Assets in seinem Portfolio. So können die Investoren schnell auf Veränderungen reagieren und bei Bedarf Anpassungen durchführen.

Ferner wollen wir den Vertrieb auf den internationalen Markt erweitern. Dadurch helfen wir privaten und institutionellen Anlegern bessere Investmententscheidungen zu treffen – und dies nicht mehr nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit. In fünf Jahren sollen mindestens eine Million Abonnenten die KI-Technologie von QX Analytics nutzen.

Des Weiteren stehen neue Publikationen an. Zum einen in den News bei Deutschlands größter Kapitalverwaltungsgesellschaft. Zum anderen auf einer großen Informationsplattform für Finanzdienstleister mit ca. 30.000 Mitgliedern.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gellrich und Herr Hockenberger!

 

*QX Analytics hat als Start-up mit modernster KI-Technologie eine Anwendung zur Erkennung von Anomalien (Über- oder Unterbewertungen) bei Wertpapieren entwickelt. Zu Anfang nur auf Aktien ausgerichtet, wurde das Universum zwischenzeitlich auf Aktienindizes, Devisen, Rohstoffe, Kryptos und bald auch ETFs mit weltweit über 27.000 Einzelwerten erweitert. Gegründet von einem interdisziplinären Team bestehend aus leidenschaftlichen Investoren und Technologie-Enthusiasten wollen sie die Investmentbranche mit ihrer KI-Software revolutionieren.

 

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Arbeitswelt von morgen".

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