04.07.2023Interview

"PV so dimensionieren, dass hoher Eigenverbrauch erreicht wird"

Bei Photovoltaikanlagen ist eine schlüsselfertige Bereitstellung durch einen erfahrenen Projektierer wichtig.

Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) interessieren sich für den Betrieb einer eigenen Photovoltaikanlage (PV). Bei der Realisierung einer solchen Anlage kommen allerdings einige Fragen auf. Wie lange dauert die Umsetzung, woran erkennt man einen qualitativ hochwertigen Projektierer und wie groß sollte die Anlage dimensioniert sein? Unter anderem darüber spricht Joachim von Hülsen vom Solar-Projektentwickler AUXOLAR in diesem Interview. 

Herr von Hülsen, die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, dass künftig alle geeigneten Dachflächen für die Solarenergie genutzt werden sollen. Dabei möchte sie Photovoltaik auf den Dächern gewerblicher Neubauten zur Pflicht machen. Halten Sie eine solche Pflicht angesichts des Fachkräftemangels im Handwerk und des einhergehenden Materialbedarfs für umsetzbar?

Es ist unsere feste Überzeugung, dass es von großer Bedeutung ist, alle nutzbaren Dachflächen mit Photovoltaik (PV) auszustatten, unabhängig davon, ob dies durch eine Pflicht oder durch Marktanreize erreicht wird. Aus unserer Sicht kommt es bei der Realisierung auf einen möglichst planbaren, langfristigen Ausbaukorridor sowie umfassende Begleitmaßnahmen an. Momentan sehen wir die Möglichkeit, die B2B-Photovoltaik-Ausbaukapazitäten jährlich um 50-100 Prozent zu steigern. Wir sind jedoch der Meinung, dass eine übermäßig schnelle Bedarfssteigerung über den genannten Kapazitäten unerwünschte Effekte wie z. B. Lücken in den Lieferketten und Qualitätsprobleme mit sich bringen könnte. Dies würde zu Unsicherheit in der Kundschaft führen, da ihr Kapital durch eventuelle Baustillstände gebunden wäre.

Ebenso sollten wir die Netzverträglichkeitsprüfung auf Basis des Paragraph 8 EEG nicht außer Acht lassen. Verzögerungen bei der Erteilung des Anschlussbescheids, die über die gesetzlich vorgeschriebenen acht Wochen hinausgehen und in Extremfällen sogar 36-40 Wochen betragen können, führen zu erheblichen Störungen im Ablauf.

Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir innerhalb eines mittelfristigen geplanten Ausbaukorridors das erforderliche Fachpersonal einstellen, schulen oder auch im Ausland anwerben können. Dabei ist es von größter Bedeutung, bürokratische Hürden abzubauen und den Prozess effizienter zu gestalten.

Wie lange dauert der Planungs- und Umsetzungsprozess einer Photovoltaikanlage im Gewerbe von der ersten Planung bis zu dem Zeitpunkt, an dem die PV-Anlage zum ersten Mal Strom erzeugt?

Die Zeitrahmen für die Umsetzung von Solarenergieprojekten können variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab. In der Regel beginnt die Planung mit einem ersten unverbindlichen Überschlag, der aufwandsarm aus der Ferne erstellt werden kann. Wenn dieser Überschlag wirtschaftlich attraktiv ist und Interesse an einer schnellen Umsetzung besteht, führen wir bei AUXOLAR eine detaillierte technische Vor-Ort-Aufnahme durch, um ein bindendes Angebot zu erstellen. Dies erfordert eine genauere technische Planung. Diese kann im Grunde planungsseitig innerhalb weniger Wochen erstellt werden. In der Realität hat sich aber gezeigt, dass auch nach einem Vor-Ort-Termin noch viel Information kundenseitig eingeholt werden muss. Dieser Prozess kann wenige Tage oder eben auch Wochen dauern.

Sobald die Feinplanung erstellt und das Angebot gelegt ist, kann - auch schon vor Beauftragung - die Netzverträglichkeitsprüfung beim Netzbetreiber eingereicht werden. Diese Prüfung kann mehrere Monate in Anspruch nehmen, daher ist es ratsam, diesen Schritt frühzeitig zu initiieren. Bei AUXOLAR kümmern wir uns um alle erforderlichen Schritte für Sie.

Wenn bereits eine Netzanschlusszusage vorliegt und alle relevanten Dokumente und Informationen sofort oder zeitnah verfügbar sind, können wir das Angebot innerhalb weniger Wochen legen, die Beauftragung erfolgt und die Bestell- und Planungsprozesse werden eingeleitet. In einem solchen Best-Case-Szenario können die Montagearbeiten bereits nach zwei bis drei Monaten beginnen. Die Inbetriebnahme durch den Netzbetreiber kann dann, je nach Projekt, bereits sechs Monate nach Beauftragung erfolgen.

Realistischerweise dauern die meisten Projekte jedoch etwa neun bis zwölf Monate, bis sie ans Netz angeschlossen sind und Sie von Ihrer selbst erzeugten Energie profitieren können. Wir bei AUXOLAR sind bestrebt, den gesamten Prozess effizient und zügig zu gestalten.

Auf welche Qualitätsmerkmale sollte man bei der Wahl des PV-Projektierers achten?

Ein entscheidender Aspekt bei der Umsetzung von PV-Anlagen ist die schlüsselfertige Bereitstellung durch einen erfahrenen Planer und Errichter, auch als EPC-Unternehmen bekannt (Engineering, Procurement and Construction). Dies gewährleistet, dass der Kunde nicht mit der Koordination verschiedener Gewerke belastet wird und sich stattdessen auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. Zudem bietet ein solches Vorgehen den Vorteil, dass im Falle von Störungen oder Garantiefällen eine klare Verantwortlichkeit gewährleistet ist, da der EPC-Anbieter als vollständiger Gewährleister fungiert. Referenzen von schon realisierten und ans Netz gebrachten Projekten sollten auf jeden Fall auf der Website des Anbieters ersichtlich sein.

Eine Selbstverständlichkeit sollte die Zuweisung eines dedizierten Abwicklungsmanagers für Ihr Projekt nach Auftragserteilung sein. Diese Person wird Ihr Hauptansprechpartner und sämtliche Belange des Projekts koordinieren, angefangen von der Vorplanung bis hin zur Baustellenorganisation. Durch diese Maßnahme gewährleisten wir eine effiziente Projektabwicklung und bieten Ihnen einen zentralen Ansprechpartner für alle Fragen und Anliegen.

Nach wie vielen Jahren amortisiert sich eine Photovoltaikanlage im Gewerbe?

Die Amortisationszeit einer PV-Anlage kann je nach individuellem Verbrauchsprofil (Lastgang), dem Netto-Strombezugspreis und der letztendlich gewählten Anlagengröße erheblich variieren.

Das Verbrauchsprofil des Kunden, also der genaue Verlauf des Stromverbrauchs über die Zeit, spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Rentabilität. Darüber hinaus hat der Netto-Strombezugspreis, also der Preis, den der Kunde für den Strom aus dem Netz bezahlt, einen direkten Einfluss auf die Amortisationszeit.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Größe der PV-Anlage, die letztendlich installiert wird. Es ist ratsam, eine maßgeschneiderte Lösung zu wählen, da die Dimensionierung der Anlage von den individuellen Anforderungen des Kunden abhängt.

Es ist wichtig zu betonen, dass eine genaue Bestimmung der Amortisationszeit erst nach einer detaillierten Analyse und Planung möglich ist, bei der alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden.

Ist es für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) derzeit sinnvoller, die Größe ihrer Photovoltaikanlage so zu dimensionieren, dass ein möglichst großer Anteil des erzeugten Solarstroms im Betrieb genutzt werden kann oder sollte die Dachfläche möglichst vollständig genutzt werden?

Im ersten Schritt legen wir bei AUXOLAR großen Wert darauf, die Anlagengröße unserer Photovoltaik-Projekte so zu dimensionieren, dass eine hohe Eigenverbrauchsquote des erzeugten Solarstroms erreicht wird. Dies ermöglicht eine Maximierung der Rentabilität und eine Minimierung der Amortisationszeit. Es ist jedoch wichtig, die zukünftige Elektrifizierung im Unternehmen zu berücksichtigen, da dies möglicherweise eine etwas größere Anlagendimensionierung erforderlich machen kann.

Es ist zudem zu bedenken, dass PV-Projekte auf eine Laufzeit von 20 Jahren kalkuliert werden. In einigen Fällen kann eine größere Anlagendimension zwar eine längere Amortisationszeit haben, aber über den Zeitraum von 20 Jahren einen höheren kumulierten Cashflow generieren als eine kleinere Version.

Bei der Entscheidung über die optimale Anlagengröße spielen verschiedene Faktoren eine Rolle und es handelt sich um eine sorgfältige Abwägung und individuelle Entscheidung. Bei AUXOLAR unterstützen wir unsere Kunden in diesem Prozess, indem wir verschiedene Anlagengrößen simulieren und berechnen, um Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Entscheidung fällen schlussendlich Sie. Wir begleiten Sie gerne und stehen Ihnen mit unserer Expertise zur Seite.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr von Hülsen!

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