25.03.2024Fachbeitrag

Wie wettbewerbsfähig ist der Mittelstand bei Innovationen?

Ein Status Quo zu den politischen Rahmendbedingungen für mittelständische Unternehmen in der deutschen Wirtschaft.

Angesichts der derzeitigen Herausforderungen, mit denen die deutsche Wirtschaft konfrontiert ist, ist es von entscheidender Bedeutung, die Erfolgsfaktoren, die Deutschland zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt gemacht haben, erneut in den Fokus zu rücken. Das Rückgrat dieser Wirtschaftsleistung bilden innovative Unternehmen, die durch ein Team aus qualifizierten und hochkompetenten Mitarbeitern unterstützt werden. Diese Kombination ist essenziell, um nicht nur im globalen Innovationswettbewerb bestehen zu können, sondern auch, um die deutsche Wirtschaft dynamisch und zukunftsfähig zu gestalten. Eine kontinuierliche Anpassung der politischen Rahmenbedingungen an die aktuellen Herausforderungen ist hierfür unerlässlich.

 

Innovative Unternehmen sind der Schlüssel für eine erfolgreiche wirtschaftliche Transformation, da sie durch die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse das Wirtschaftswachstum antreiben und neue Märkte erschließen. Eine McKinsey-Studie unterstreicht, dass 84 Prozent der Führungskräfte von Unternehmen die Entwicklung von Innovationen als entscheidend für das zukünftige Wachstum betrachten.

Deutschland belegt im Global Innovation Index (GII) 2023 den achten Platz der innovativsten Länder der Welt. Diese Platzierung mag auf den ersten Blick als eine solide Position erscheinen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass viele Kritiker die Innovationskraft Deutschlands oft unterschätzen. Dennoch signalisiert der achte Platz auch, dass Deutschland nicht zur absoluten Spitzengruppe gehört und es Raum für Verbesserungen gibt.

Um die Innovationskraft zu stärken und Deutschland als führenden Akteur im globalen Innovationswettbewerb zu positionieren, sind Maßnahmen wie die Förderung von Forschung und Entwicklung, die Schaffung von Anreizen für Investitionen, die Verbesserung der Bildungs- und Weiterbildungssysteme und die Unterstützung der digitalen Transformation in allen Wirtschaftssektoren entscheidend.

Forschungszulage wird erweitert

Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland sind sogenannte "Hidden Champions", da sie durch ihre Spezialisierung und Innovationskraft in Nischenmärkten weltweit führend sind. Bei der Forschung und Entwicklung (F&E) investieren sie kontinuierlich, um ihre Wettbewerbsposition zu behaupten und auszubauen.

Die aktuelle Bundesregierung hat die Bedeutung von F&E für den Mittelstand erkannt und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um Innovationen zu fördern. Dazu zählen u.a. die steuerliche Forschungszulage, die speziell kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unterstützen soll, sowie das bereits bewährte Programm Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), das gezielt die F&E-Aktivitäten des Mittelstands stärkt.

Das am 22. März 2024 im Bundesrat verabschiedete Wachstumschancengesetz wird die Bemessungsgrenze bei der steuerlichen Forschungszulage von bislang 4 Millionen Euro pro Jahr auf 10 Millionen anheben. In dem Gesetz ist eine Erstattung von 25 Prozent pro Jahr auf förderfähige Anwendungen vorgesehen, wobei KMU eine Erhöhung der Forschungszulagen von weiteren 10 % auf maximal 35 Prozent beantragen können. In der Spitze können KMU eine Erstattung von bis zu 3,5 Millionen Euro erwirken.

Spielraum für Investitionen schaffen

Die Fähigkeit von Unternehmen, in neue Produkte, Verfahren und Maschinen zu investieren, ist ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung und Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Das Institut der deutschen Wirtschaft e.V. (DIW) hat in einem Kurzbericht im März 2024 aufgezeigt, dass die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort gering bleibt. In den vergangenen drei Jahren entstanden Netto-Abflüsse bei den Investitionen. Um Anreize für Investitionen in den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhöhen, ist eine Steuerreform vonnöten, die die Steuerlast der Unternehmen auf 25 % senkt. Eine solche Maßnahme würde nicht nur die finanziellen Ressourcen für internationale Investitionen erhöhen, sondern auch ein positives Signal an den deutschen Mittelstand senden.

Zusätzlich sollte eine unkomplizierte Investitionsprämie, ähnlich den pragmatischen ‚Tax Credits‘ in den USA, einen direkten Anreiz für Unternehmen schaffen, in die eigene Digitalisierung und Energieeffizienz zu investieren. Diese Prämie würde es Unternehmen erleichtern, notwendige Investitionen zu tätigen, ohne sich durch bürokratische Hürden kämpfen zu müssen. Durch diese Maßnahmen könnten deutsche Unternehmen nicht nur ihre Innovationskraft stärken, sondern auch einen Beitrag zum Erreichen nationaler Ziele wie der Energiewende und der digitalen Transformation leisten.

Fachkräftemangel ist große Hürde für Innovationen

Die Sicherung von Arbeits- und Fachkräften ist ein zentraler Faktor, um die Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu stärken. Es ist dafür essenziell, alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren. Dies umfasst sowohl die Optimierung der Erwerbsmigration als auch die Förderung nationaler Möglichkeiten. Dafür müssen für die Gewinnung ausländischer Fachkräfte Verfahren und Prozesse gestrafft und umfassend digitalisiert werden. Eine Vereinfachung und Attraktivierung der Regelungen für die Beschäftigung von Personen im Rentenalter könnte einen weiteren wichtigen Beitrag leisten mehr Arbeitskräfte zu mobilisieren. Gleichzeitig müssen mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistert werden.

Vermehrt nutzen Unternehmen Kooperationen mit anderen Unternehmen und externen Forschungseinrichtungen, um externes Know-how zu integrieren und von Technologietransfer zu profitieren. Die Studie "Skills Shortage and Innovation Openness" des ZEW Mannheim und der KU Leuven zeigt, dass Unternehmen, denen es an akademisch gebildetem Personal mangelt, besonders zu Innovationskooperationen neigen. Die Autoren der Studie schließen daraus, dass die politische Unterstützung von Open-Innovation-Initiativen wichtig ist, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels entgegenzuwirken.

Digitale Transformation als Grundbaustein

Für eine zukünftige Spitzenposition im internationalen Innovationsranking muss die digitale Transformation in den Bereichen Wirtschaft, Behörden und Politik entschieden vorangetrieben werden. Ein zentraler Aspekt ist die Effizienzsteigerung in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Behörden. Hierfür ist es notwendig, digitale Schnittstellen und Plattformen zu schaffen, die einen schnellen, sicheren und unkomplizierten Datenaustausch ermöglichen. Zudem ist es wichtig, die digitale Infrastruktur auszubauen und für eine flächendeckende, leistungsfähige Internetverbindung zu sorgen. Nur so können Unternehmen die Vorteile des digitalen Zeitalters voll ausschöpfen, ihre Prozesse optimieren und innovative Geschäftsmodelle entwickeln. Die Schaffung dieser Rahmenbedingungen ist entscheidend, um die digitale Transformation in Deutschland erfolgreich zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken.

 

 

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Wie wettbewerbsfähig ist der MIttelstand?"

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