„Ich wollte strukturell anders an Projekte herangehen“
Der Fokus des DMB-Mitglieds InnoGE liegt auf der Entwicklung von individuell zugeschnittener Software für Start-ups und mittelständische Unternehmen.
DMB-Mitglied Tim Geisendörfer entwickelt als Geschäftsführer von InnoGE Software für mittelständische Unternehmen. Im Interview berichtet der junge Unternehmer von typischen digitalen Pain Points mittelständischer Unternehmen, vom Gründungsprozess des Betriebs aus Fulda und seiner Motivation den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
DMB: Hallo Herr Geisendörfer, sie sind Gründer & CEO der InnoGE GmbH. Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen bitte kurz vor.
Tim Geisendörfer: InnoGE ist eine Agentur, die sich auf Webentwicklung spezialisiert hat. Wir entwickeln maßgeschneiderte Anwendungen basierend auf individuellen Kundenanforderungen. Unsere Arbeit ist branchenübergreifend, wobei wir hauptsächlich mit Start-ups und mittelständischen Unternehmen kooperieren. Gegründet wurde InnoGE 2022 als Einzelunternehmen und 2023 haben wir den Schritt zur GmbH vollzogen. Bei unserer Arbeit liegt der Fokus auf Automatisierung, Transparenz und Effizienz. Ein direkter Kundenkontakt zu unseren Entwicklern erleichtert und verbessert den Entwicklungsprozess erheblich.
Was sind typische Pain Points, mit denen Kunden auf Sie zukommen?
Viele Unternehmen berichten, dass ihre Softwareprojekte häufig das vereinbarte Budget überschreiten oder den vorgegebenen Zeitrahmen nicht einhalten. Es ist nicht selten, dass solche Projekte deutlich länger dauern als erwartet. Aus meiner Perspektive sollte die Einführung einer Software niemals länger als sechs Monate in Anspruch nehmen. Darüber hinaus investieren viele Firmen anfänglich in ihre Software, nur um später bei der Wartung und Weiterentwicklung allein dazustehen. Hier sprechen wir oft von "technischen Schulden". Dies sind aufgeschobene technische Probleme, die mit der Zeit immer gravierender und kostspieliger werden. Unser Entwicklungsansatz zielt darauf ab, sowohl diesen Zeit- und Budgetproblemen als auch den technischen Schulden entgegenzuwirken.
Was hat Sie dazu motiviert, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
In elf Jahren in der Softwareentwicklung für andere Dienstleister habe ich gesehen, wo die häufigen Stolpersteine liegen. Durch meine internationalen Erfahrungen auf Konferenzen habe ich verschiedene Ansätze in der Softwareentwicklung kennengelernt. Basierend auf dieser Expertise wollte ich ein eigenes Produkt anbieten, was den Anstoß zur Gründung gab. Mein Ziel war es, Projekte mit einem neuen strukturellen Ansatz anzugehen.
Wie verlief Ihr Gründungsprozess? Welche Probleme gab es?
Ich hatte das Glück, bereits über Erfahrung in diesem Bereich zu verfügen, da ich während meiner Zeit in einem Angestelltenverhältnis parallel dazu eine GbR in einem anderen Tätigkeitsfeld gegründet hatte. Daher konnte ich einige Fehlerquellen von Beginn an ausschließen. Dennoch war die Überführung unseres Einzelunternehmens in die GmbH deutlich komplizierter als es eigentlich hätte sein müssen. Ich hatte das Gefühl, dass einem einige bürokratische Steine in den Weg gelegt wurden. Gerade auf der Seite der Ämter haben mehrere Prozesse sehr lange gedauert, während unser Geschäft natürlich weiterlaufen musste.
Einige mittelständische Unternehmen tun sich, aufgrund des fehlenden Knowhows und zu geringer finanzieller Mittel, schwer mit der Digitalisierung. Wie gehen Sie bei der Softwareentwicklung mit den unterschiedlichen Entwicklungsständen in den Unternehmen um?
Es stimmt, dass viele Unternehmen glauben, nicht die nötigen finanziellen Mittel für die Digitalisierung zu besitzen. Allerdings liegt das Problem oft nicht an den fehlenden Mitteln, sondern daran, dass vorhandene Ressourcen ineffizient oder sogar unnötig verschwendet werden. Unser innovativer Ansatz in der Softwareentwicklung erfordert eine tiefere Digitalisierung. Daher klären wir frühzeitig über unsere Anforderungen auf und identifizieren, an welchen Stellen eine Zusammenarbeit realisierbar ist – oder eben nicht. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Einbindung eines internen Ansprechpartners mit Entscheidungskompetenz. Dies beschleunigt den Prozess, vermeidet unnötige Kommunikationswege und stellt sicher, dass wir effizient und zielgerichtet arbeiten können. Wir legen großen Wert auf eine moderne, agile Zusammenarbeit: Wir beginnen rasch, testen Lösungen und korrigieren gegebenenfalls schnell. Bürokratische Prozesse, die die Entwicklung verlangsamen, versuchen wir zu minimieren.
Der Fachkräftemangel setzt dem deutschen Mittelstand erheblich zu. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?
Wir setzen vollständig auf Remote-Arbeit, sodass alle unsere zehn Mitarbeiter von zuhause arbeiten. Dies ermöglicht es uns, weltweit die besten Talente zu gewinnen. Wir kooperieren hauptsächlich mit Freelancern, auch international. In der Softwareentwicklung ist Englisch die Arbeitssprache, wodurch Sprachbarrieren eliminiert werden. Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern beschränken wir uns nicht nur auf Deutschland.
Vielen Dank für das Interview, Tim Geisendörfer!