26.06.2023Fachbeitrag

Dekarbonisierung der Lieferkette – entscheidender Erfolgsfaktor

Wie bedeutend sind die Lieferketten von Unternehmen für die Einhaltung von Klimazielen?

Nur wer dazu beiträgt, Emissionen in der Lieferkette zu reduzieren, erfüllt steigende Kundenanforderungen. Heute ergibt sich somit eine neue Marktrealität, in der sich Unternehmen aufmachen, um Teil der Lösung zu werden.

Jedes Unternehmen muss sich heute der Herausforderung stellen, Emissionen zu reduzieren. Im Fokus steht dabei vor allem die Lieferkette, denn hier entsteht typischerweise der Großteil der Emissionen eines Unternehmens. Gleichzeitig stellt die Wertschöpfungskette häufig eine ‚Black-Box‘ dar, in der klimarelevante Daten zu hunderten und tausenden Lieferanten fehlen. Digitale Tools ermöglichen es, die Zusammenarbeit mit Lieferanten zu vereinfachen, fehlende Daten zu erfassen und wirksame Maßnahmen zu skalieren. 

Die steigenden Reportinganforderungen der EU machen die Dringlichkeit der Klimatransformation für jedes Unternehmen deutlich. Sowohl politische Vorgaben zur Offenlegung von Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD) und in der Lieferkette (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDD) als auch steigende Anforderungen von Kunden erhöhen den Druck auf Unternehmen. Es haben sich zwar bereits rund die Hälfte aller europäischen Unternehmen das Ziel gesetzt ‚klimaneutral‘ zu werden, aber nur etwa 5% können einen guten Plan vorweisen, um dieses Ziel auch zu erreichen. Es fehlt der Schlüsselbereich: die Lieferkette. Welche Hürden ergeben sich hieraus und wie können wir sie überwinden?

Die Lieferkette ist der größte Hebel der Klimatransformation

Laut CDP sind die eingekauften, vorgelagerten Emissionen aus der Lieferkette im Durchschnitt 11,4 x größer, als die des eigenen Unternehmens. Jede einzelne Einkaufsentscheidung stellt daher eine Klimaentscheidung dar. Über Produkte und Services kauft ein Unternehmen Stück für Stück Emissionen ein. Um das zu ändern, braucht es daher vor allem eins: Zusammenarbeit mit Lieferanten. Das kann allerdings ziemlich kompliziert werden. Denn auf der einen Seite stehen einkaufende Unternehmen, die klimarelevante Daten benötigen, um ihre Klimawirkung verbessern zu können. Auf der anderen Seite stehen hunderte oder gar tausende Lieferanten, die sich immer weiter steigenden Kundenwünschen gegenübersehen.

Die Chance liegt dabei nicht in Top-Down-Prozessen, sondern in der Zusammenarbeit. Nicht nur zwischen Unternehmen und Lieferanten, sondern gerade auch intern zwischen allen beteiligten Stakholderen. Geschäftsführung, Klimabeauftragte und Einkaufsteam verfolgen alle das gleiche Ziel: Die Klimatransformation nutzen, um sich langfristig und zukunftsorientiert am Markt zu positionieren. Die Grundvoraussetzung hierfür sind ein ganzheitliches Klimamanagement, Kommunikation und die gegenseitige Bereitstellung von Daten, Wissen und Unterstützung.

Herausforderungen gemeinsam in der Lieferkette lösen

In der Praxis heißt das, dass heute jedes Unternehmen sowohl direkt im eigenen Unternehmen als auch indirekt entlang der Lieferkette auf das europäische Klimaziel - bis 2030 55% aller Emissionen im Vergleich zu 1990 einzusparen - einzahlt. Um den gemeinsamen Beitrag zu verbessern, wird das Management von klimarelevanten Daten immer wichtiger. Wie können Unternehmen und Lieferanten hier zusammenarbeiten?

Das ist keine leichte Aufgabe, denn die Erhebung von klimarelevanten Daten braucht entsprechendes Know-How, skalierbare Strukturen und effiziente Prozesse. Oft fehlt es hierfür jedoch an Ressourcen.

Mit digitaler Hilfe Kundenanforderungen erfüllen

Um dennoch ins Handeln zu kommen und klimarelevante Informationsanforderungen erfüllen zu können, setzen Entscheider:innen heute zunehmend auf intelligente und spezialisierte Softwarelösungen. Diese bieten den Vorteil, dass einkaufende Unternehmen und Lieferanten schnell und unkompliziert zusammenarbeiten können. Daten werden strukturiert erfasst und sind einfach für beide Seiten zugänglich, um Vergleiche zur eigenen Klimareife zu ermöglichen und entsprechende Best Practices von anderen Unternehmen zu entdecken. International anerkannte Standards – wie TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) oder das GHG Protocol – bilden hierbei die Basis für vergleichbaren Daten, und somit eine ganzheitliche Analyse des Klimareifegrads entlang der Lieferkette.

Lieferanten können auf ihre individuelle Climate Scorecard zugreifen und Potentiale zur Verbesserung ableiten, und einkaufende Unternehmen erhalten einen ganzheitlichen Einblick über den Status ihre Dekarbonisierung in der Lieferkette. Alle Beteiligten gewinnen wertvolle Erkenntnisse über ihre aktuelle Marktpositionierung im Vergleich zum Wettbewerb und können das Benchmarking nutzen, um ihre Performance klimarelevant auszubauen. Darüber hinaus bereiten sie sich ebenso zeit- und kosteneffizient auf bevorstehende, gesetzliche Klimaberichtspflichten vor.

Win-Win für Unternehmen und ihre Lieferanten

Jedes Unternehmen kann heute Teil der Lösung werden. Als klimarelevanter Lieferant oder Unternehmen, das seine Klimaziele Schritt für Schritt in der Lieferkette umsetzt. Durch das transparente Teilen von Herausforderungen und Chancen lassen sich vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen aufbauen, gemeinsame Reduktionspotentiale identifizieren und langfristig Best Practices zur Reduktion von Emissionen umsetzen.

Digitale Plattformen machen diese Zusammenarbeit zur Dekarbonisierung der Lieferkette leichter. Auf ihnen können sich Lieferanten strategisch positionieren, ihre klimarelevanten Daten sichtbar machen und Zugang zu Best Practices erhalten. Auf dieser Grundlage arbeiten Lieferanten und Kunden zukunftsorientiert zusammen, um Klimaziele aktiv umzusetzen.

Mehr Infos im Climate Playbook 2023

Wie wir die Dekarbonisierung der Lieferkette ganz praktisch möglich machen, war der Schwerpunkt des Climate Transformation Summit 2023. Bei dem Online-Event diskutierten rund 80 Expert:innen mit 670 Teilnehmenden aus 27 Ländern über Best Practices der Klimatransformation. Die Ergebnisse fasst das Climate Playbook 2023 zusammen. In ihm finden sich die wichtigsten Guidelines sowie 10 praktische Schritte zur Dekarbonisierung der Lieferkette.

Der vollständige Guide steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Dieser Beitrag ist Teil von Mittelstand WISSEN zum Thema "Unternehmerische Widerstandsfähigkeit"

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