Unternehmerische Widerstandsfähigkeit

Ob wirtschaftliche Durststrecke, Pandemie oder Energiepreisexplosion – jede Krise stellt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor neue Herausforderungen. Doch während einige KMU in große Probleme geraten, trotzen andere standhaft jeder Krise. Welche Faktoren tragen dazu bei? Der DMB hat insgesamt 47 Hilfestellungen in Form von Praxistipps, Interviews und Fachbeiträgen zur unternehmerischen Widerstandsfähigkeit veröffentlicht. Sämtliche Inhalte sind unten auf dieser Webseite verfügbar. Nachfolgend sind die 16 aussagekräftigsten Thesen des Themenschwerpunkts aufgelistet und mit dem jeweiligen Beitrag verlinkt.

16 Thesen zur unternehmerischen Widerstandsfähigkeit

1. These | „Unternehmen müssen frühzeitig Veränderungen einleiten.“

Unternehmensberater Jörn Emons appelliert an alle Unternehmen, Prozesse und Strukturen kontinuierlich zu hinterfragen. Je länger mit der Neuausrichtung gewartet wird und eine Krise voranschreitet, desto heftiger wird die Veränderung ausfallen müssen. Bei Steigerung des Handlungsbedarfs wird in der Regel der Handlungsspielraum immer geringer.

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2. These | „Bei steigenden Kredithürden können alternative Finanzierungsansätze Abhilfe schaffen“

Der Mittelstand steht unter Veränderungsdruck. Dabei fordert neben der Energiekrise auch der aktuelle Strukturwandel seinen Tribut. Um bei Themen wie Digitalisierung und Energieeffizienz den Anschluss nicht zu verlieren, müssen Mittelständler ihre Strukturen, Angebote und Geschäftsmodelle anpassen. Doch das erfordert Liquidität – und hier erschweren steigende Kredithürden so manche Neuaufstellung. Der Finanzexperte Carl-Jan von der Goltz erklärt den Lösungsansatz "Sale & Lease Back".

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3. These | „KMU sollten Informationssicherheit zur Chefsache machen”

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind zunehmend von Cybervorfällen betroffen. Ransomware ist eine der größten Bedrohungen. Technische Lösungen wie Firewalls und Schulungen der Mitarbeiter sind wichtige Maßnahmen. Zudem sollten Risiken analysiert und Schwachstellen identifiziert werden. IT-Sicherheit ist ein kontinuierlicher Prozess, der einen Wettbewerbsvorteil darstellt und KMU vor Angriffen schützt. Experte Konstantin Weddige zeigt auf, warum Informationssicherheit in KMU zur Chefsache erklärt werden sollte.

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4. These | „Agile Unternehmen sind Widerstandsfähiger!”

Im DMB-Interview erläutern Eva Gysling, Dr. Jürgen Hoffmann und Carsten Rüscher von der Scrum Alliance D-A-CH e.V., dass Agilität zur Widerstandsfähigkeit von KMU beiträgt, indem es ihnen ermöglicht, auf unvorhergesehene Situationen zeitnah zu reagieren, Chancen im Markt zu ergreifen und kundenzentriert zu agieren. Es erfordert jedoch eine angemessene Integration der Hierarchieebenen und eine sorgfältige Abwägung, wo Agilität sinnvoll ist und wo nicht. Agilität und Digitalisierung stehen in engem Zusammenhang und unterstützen sich gegenseitig, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und Prozesse zu verbessern. Die Einführung von Agilität im eigenen Unternehmen kann Quick-Wins bringen, aber es ist wichtig, individuelle Grenzen und Kontexte zu berücksichtigen.  

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5. These | „Gerade für KMU stellt der Klimawandel ein signifikantes Risiko für die Lieferkette dar.”

Irene Seemann vom Netzwerk Klimaanpassung & Unternehmen.NRW sieht den Klimawandel insbesondere für die Lieferketten von KMU als Gefahr an, da diese häufig weniger breit aufgestellt sind und ein Ausfall eines einzelnen Abnehmers oder Lieferanten enorm ins Gewicht fällt. Sie erklärt, dass außerdem hinzukommt, dass KMU im Vergleich zu großen Unternehmen meist auch über weniger Ressourcen verfügen, um bestehende Risiken für ihre Lieferkette zu analysieren und zu verringern.

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6. These | „Der Klimawandel wird zu strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft führen.”

Saskia Reuschel von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und Lukas Eiserbeck von Prognos gehen davon aus, dass der Klimawandel die Wirtschaft strukturell verändern wird. In der Vergangenheit waren besonders Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, der Landwirtschaft sowie des Bauwesens betroffen und werden es auch in Zukunft sein. Künftig werden allerdings auch Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich indirekt die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen.

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7. These | „Organisation, Entwicklungsprozess und Produkt sind die drei Stellschrauben an denen wir Verbesserungen vornehmen können.”

Scum-Experte Dr. Jürgen Hoffmann erklärt welche Dinge Unternehmen beachten und fördern sollten, die ihre Arbeit agiler und somit krisenfester aufstellen wollen. Im zweiten Teil des Interviews wird Scum genauer erläutert und beschrieben, inwiefern mit schlechter Beratung bei diesem Thema schnell Geld verbrannt werden kann.

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8. These | „Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind in Punkto Cyber-Angriffe besonders hohen Risiken ausgesetzt.“

Unter dem Motto „Von den Großen lernen“ führt Cybersicherheitsexperte Emanuel Böse fünf grundlegende Methoden auf, die jedes KMU anwenden kann, um die eigene IT-Sicherheit effektiv zu verbessern. Wichtige Bestandteile dabei sind die Durchführung von Inventarisierung, Zwei-Faktor Authentifizierung, Updates, Backups und Kontrollmechanismen. 

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9. These | „Sobald Sie bemerken, dass über Ihr Unternehmen schlecht gesprochen wird, ist es an der Zeit aktiv zu werden.”

Kommunikationsexpertin Céline Parunanthu verdeutlicht, dass bei der Krisenkommunikation Proaktivität und Handlungsschnelligkeit zählen. Leugnen oder sich wegducken sind hingegen keine guten Optionen im Krisenfall. Man sollte schleunigst ein Krisenstab einberufen, alle Sachverhalte zusammentragen und die Situation bewerten werden, um auf Medienanfragen und Vorwürfe zu reagieren. Wichtig ist, eine offizielle Presseerklärung zu erstellen, die das Problem behandelt und bestenfalls eine Lösung aufzeigt.

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10. These | „Durch proaktive Kommunikation hat das Unternehmen in der ersten Krisenphase die Deutungshoheit“

Die Social-Media Expert:innen Claudia Heldt und Danny Trapp heben die Bedeutung von schneller Reaktionsfähigkeit in der Krisenkommunikation via Social Media. Bedingung dafür ist eine gute Vorbereitung in Punkto Hardware, Verbindungswegen zum Strom und Internet sowie jederzeit Zugängen zu allen Kanälen, die zur Verfügung stehen. Die Einrichtung eines standortunabhängigen virtuellen Kommunikationsraum mithilfe von Instant-Messenger- und Webmeetings-Tools ist essentiell für schnelle und transparente Information aller. Man sollte jederzeit in Bereitschaft und in der Lage sein, im Krisenfall proaktiv zu kommunizieren, um die Deutungshoheit zu sichern.

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11. These | „Eine passende Finanzberatung und effiziente Finanztools können Unternehmen zu mehr Widerstandsfähigkeit verhelfen!”

Für viele Unternehmen ist es nicht einfach, eine Finanzberatungslösung zu finden, mit der sie sich wohl fühlen. Ratsuchende sollten eine klare Vorstellung über die Ziele einer Beratung und den Kompetenzen einer beratenden Person entwickeln. Weitere Tipps, die auf der Suche hilfreich sind, sind im ersten DMB-Praxistipp zu finden. Es ist schwer, den Überblick bei digitalen Finanztools zu behalten. In einem weiteren DMB-Praxistipp wird übersichtlich eine Reihe von Tools vorgestellt, die u.a. bei Budgetierung, Buchhaltung und Steueroptimierung helfen.

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12. These | „Die Kombination aus Dokumentendigitalisierung und DMS von Rechnungen auf sämtliche anfallende Dokumente ausweiten (…) So wird die Arbeit im Backoffice beschleunigt und jene im Homeoffice erst möglich.”

Digitalisierungsexperte Alexander Schneekloth erklärt die Vorteile einer durchdachten Digitalisierung der Verwaltung von Dokumenten anhand des Rechnungsmanagements. Durch eine übersichtliche und zentralisierte Handhabung können Beschäftigte effizient und ortsungebunden arbeiten.

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13. These | „Die Geisteshaltung entscheidet darüber, wie Beschäftigte und Führungskräfte einer Krise begegnen.”

Der Unternehmensberater Jan Oßenbrink ist davon überzeugt, dass das Mindset der Beschäftigten und Führungskräfte die Grundlage dafür ist, wie ein Unternehmen einer Krise begegnet oder diese sogar verhindern kann, bevor sie entsteht. Er erklärt, dass man eine Krise entweder nur als Bedrohung sehen und sich in eine Opferrolle begeben kann oder aber, dass man sie als Chance begreifen und versuchen kann, das Beste aus ihr zu machen. Wer offen für Neues und die Ideen anderer Menschen ist, dem gelingt es, erfolgreicher und resilienter zu werden.

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14. These | „Weiterbildung muss als Zukunftsinvestition verstanden werden.”

Angesichts des digitalen, demografischen und ökologischen Wandels ist Weiterbildung aus Sicht von Aileen Körfer vom Bundesinstitut für Berufsbildung unabdingbar. Sie begleitet die Nationale Weiterbildungsstrategie fachlich sowie organisatorisch und erklärt, dass Weiterbildung effizienter ist, wenn sie auf Grundlage einer soliden Ausbildung aufbauen kann. Gleichzeitig sollte sie trotzdem aber auch darauf abzielen, dass gering bzw. formal nicht qualifizierte Beschäftigte einen berufsqualifizierenden Abschluss erlangen.

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15. These | „Versorgungssicherheit ist bei den Lieferketten aktuell wichtiger als Effizienz.”

Die Lage der Lieferketten deutscher Unternehmen hat sich durch Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verändert. Priorität hat nun Versorgungssicherheit statt Effizienz. Unternehmen ergreifen zunehmend Maßnahmen, um widerstandsfähigere Lieferketten zu schaffen. Transparenz, Digitalisierung und Risikomanagement sind entscheidend.Im DMB-Interview spricht Prof. Wolfgang Buchholz der Fachhochschule Münster über den aktuellen Status der Lieferketten deutscher Unternehmen, die Gefahren des Klimawandels für Lieferketten, mögliche Schutzmaßnahmen für Unternehmen und das aktuelle Lieferkettenschutzgesetz der EU. 

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16. These |“Das Lieferkettenschutzgesetz stellt erhebliche Herausforderungen dar, bietet jedoch die Möglichkeit, Lieferketten zukunftssicher zu gestalten und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern zu stärken.”

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) stellt mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Auch wenn es zunächst nur für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern gilt, betrifft es indirekt fast alle kleinen und mittleren Unternehmen über Kundenbeziehungen. Verstöße können zu erheblichen Sanktionen führen, während die Erfüllung des Gesetzes Chancen bietet, Lieferketten zukunftssicher zu gestalten. Der Einsatz digitaler Lösungen kann helfen, die Anforderungen zu erfüllen und die Lieferketten effizienter zu gestalten. In einem DMB-Fachbeitrag erklärt Fachexperte André Petry einen möglichen Lösungsweg. 

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Referent Wirtschaft und Politik
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