Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer wichtiger
Beruf und Famiklie unter einen Hut zu bekommen, spielt vor allem für junge Menschen eine immer wichtigere Rolle bei der Wahl ihrer Arbeitgeber.
Wer mit seinem Arbeitgeber zufrieden ist, der denkt seltener darüber nach, seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Insbesondere in der jüngeren Generation spielt das Thema Vereinbarkeit von Beruf und familiären Verpflichtungen eine wichtige Rolle. Um im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter künftig erfolgreich zu sein, sollten Arbeitgeber dies in den Blick nehmen. Doch damit Vereinbarkeit betriebsintern auch wirklich gelebt wird, bedarf es nicht nur der richtigen Instrumente, sondern auch einer entsprechenden Haltung sowie einer stimmigen Kommunikation.
Was, wieviel, wann und wo? In den aktuell herausfordernden Zeiten ist gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Flexibilität und Anpassungsfähigkeit das Gebot der Stunde für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Betriebe können das mit dem Thema einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbinden und damit in Zeiten des Fachkräftemangels ihre Arbeitgeberattraktivität signifikant steigern. Denn Beschäftigte wollen mehr denn je eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie leben – auch und gerade für die junge Generation noch ohne Familie ist das enorm wichtig. Der Unternehmensmonitor 20231 zeigt eindrücklich: Zufriedene Beschäftigte spielen deutlich seltener mit dem Gedanken, ihren Arbeitgeber zu wechseln, nur 19 Prozent aller familienfreundlichen Arbeitgeber leiden unter zu hoher Fluktuation. Bei Unternehmen, die keinen besonderen Wert auf Familienfreundlichkeit legen, liegt der Anteil bei 30 Prozent.
Vereinbarkeit bedeutet auch, Arbeitsmuster zu überprüfen und Arbeitsumfang, Arbeitszeit und - je nach Möglichkeit - ggf. auch den Arbeitsort zu verändern und damit die vielzitierte Transformation zum Vorteil von Beschäftigten und Unternehmen zu fördern. Grund genug, dem Thema eine Beitragsserie zu widmen, die zeigt, wie Unternehmen angesichts vielfältiger Möglichkeiten die richtigen Vereinbarkeitsmaßnahmen für sich und ihre Beschäftigten finden können.
Haltung, Instrumente und Kommunikation - Dieser Vereinbarkeitsdreiklang beschreibt, wie Vereinbarkeitsinstrumente ihre Wirkung auch wirklich entfalten.
Vereinbarkeit soll und darf Unternehmen deshalb nicht mit einer Vielzahl von vermeintlichen „Pflicht-Instrumenten“ überfordern, sondern soll vielmehr ein Beitrag zur Bewältigung von Herausforderungen sein. Wenn wir an Vereinbarkeit denken, fallen uns in der Regel zuerst die verschiedensten Maßnahmen dazu ein, z. B. flexible Arbeitszeitmodelle, mobiles Arbeiten, Unterstützung der Kinderbetreuung usw. Diese Instrumente sollen Beschäftigte unterstützen, ihre Arbeit trotz familiärer Verantwortung erledigen zu können. Sie werden oft mit viel Aufwand eingeführt – und führen dennoch nicht immer zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit und/oder höherer Produktivität. Das Ergebnis ist in solchen Fällen leider manchmal Enttäuschung und führt zu der irrigen Haltung, dass sich der Aufwand nicht lohnt.
Das ist schade. Denn: Vereinbarkeit ist vielseitig, in allen Branchen und Größenklassen machbar und kommt Unternehmen und den Beschäftigten zugute. Und weniger ist oft mehr bzw. liegt der Erfolg oft in vermeintlichen (und oft sogar kostenlosen) Selbstverständlichkeiten. Die Erkenntnis erfolgreicher Unternehmen ist: Instrumente alleine reichen nicht – sie müssen bekannt und akzeptiert sein, damit sie ihre Wirkung entfalten können und Hemmnisse im betrieblichen Alltag im besten Fall beseitigen. Daher funktionieren Instrumente nur in einer familienbewussten Unternehmenskultur. Diese besteht zuerst aus einer unternehmensweiten Haltung (z. B. Umgang mit Regeln und Erwartungen z. B. an Arbeitsleistung und -qualität, Geben und Nehmen) sowie einer umfassenden Kommunikation (Zuhören und Informieren).
Haltung– Instrumente – Kommunikation. Was bedeutet das im Einzelnen:
Haltung umfasst die Anerkennung der verschiedenen Beschäftigten mit ihren unterschiedlichen Vereinbarkeitsbedürfnissen, aber auch einen bewussten Umgang mit Regeln und gegenseitigen Erwartungen. Verständnis bei Vorgesetzen und Kollegenschaft für familiäre Belange kann manche organisatorische Maßnahme ersetzen. Ohne Verständnis für familiäre Belange verpufft aber umgekehrt die Wirkung von Instrumenten und Maßnahmen, weil diese nicht passen, nicht genutzt werden oder gar mit Nachteilen verbunden sind, wenn sie in Anspruch genommen werden („Kollege X ist in Elternzeit? Na, das war es dann wohl mit der Beförderung…“). Haltung bedeutet aber auch, Vereinbarkeit als ein Geben und Nehmen zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgeber und als Aushandlungsprozess über das, was im Betrieb möglich ist, zu verstehen.
Kommunikation hilft den Unternehmen, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu erkennen und auch die eigenen Erwartungen und Bedingungen zu berücksichtigen. Aspekte einer guten Kommunikation sind: Wie fördere ich als Arbeitgeber den Austausch (und das Verständnis) der Mitarbeiter untereinander, wie stärken wir den Zusammenhalt, und wie schaffen wir durch passende Informationen Vertrauen.
Instrumente der Vereinbarkeit schaffen in diesem Rahmen eine Balance zwischen beruflichen und privaten Verantwortlichkeiten. Sie können so vielseitig sein, wie die Beschäftigten sind. Wesentlich ist daher die zielgerichtete Gestaltung der passenden Rahmenbedingungen. Beschäftigte mit Kindern und/oder mit pflegebedürftigen Angehörigen sind ExpertInnen darin, ihre private Situation zu managen. Sie haben eine gute Wahrnehmung dafür, was ihnen tatsächlich bei der Balance von Beruf und Familie hilft. Daher ist es sinnvoll, Instrumente zusammen mit den Beschäftigten und nicht nur für die Beschäftigten zu entwickeln.
In den folgenden Beiträgen dieser Kolumne zeigen Ihnen Expertinnen und Experten des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesfamilienministeriums, was Sie tun können, um in der gegenwärtigen Fülle von Themen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Überblick zu behalten. Lesen Sie für Ihr Unternehmen und Ihre Situation passende Empfehlungen und gestalten Sie damit aktiv Ihre familienbewusste Unternehmenskultur. Unter www.erfolgsfaktor-familie.de können Sie vertiefende Informationen finden bzw. sich für das zugehörige Netzwerk anmelden. Dass es sich lohnt, bestätigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln: Mehr als 80 Prozent der Personalverantwortlichen sehen für die Zukunft eine steigende Bedeutung der Vereinbarkeit für ihre Fachkräftesicherung.
Unternehmensprogramm Erfolgsfaktor Familie: Familienfreundlichkeit als Markenzeichen der deutschen Wirtschaft - dafür setzt sich das Bundesfamilienministerium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH), dem DGB sowie weiteren Branchen- und Fachverbänden ein. Das Unternehmensprogramm Erfolgsfaktor Familie bietet aktuelles Expertenwissen, Informationen, innovative Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte aus einzelnen Unternehmen und das bundesweit größte Netzwerk für Unternehmen, die sich für Familienfreundlichkeit engagieren.
Dieser Beitrag ist Teil der Themenkolumne "Vereinbarkeit von Beruf und Familie"