14.11.2023Fachbeitrag

Was eine väterfreundliche Unternehmenskultur ausmacht

Eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch für Väter ein wichtiges Anliegen.

Eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf trägt maßgeblich zur Fachkräftesicherung bei. Deshalb haben sich auch viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schon seit längerer Zeit auf den Weg zu mehr Familienfreundlichkeit gemacht. Aber es reicht nicht, dies nur für Mütter bzw. Frauen zu denken. Denn immer mehr Väter wollen Beruf und Familie vereinbaren und sich Zeit für ihre Kinder nehmen. Darauf müssen Unternehmen reagieren, wenn sie diese Männer nicht als Fachkräfte verlieren wollen.

Wenn Männer zu Vätern werden, ändert sich vieles – nicht nur in der Familie, sondern auch im Hinblick auf ihre beruflichen Wünsche bzw. Prioritäten. Eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für sie ein sehr wichtiges Anliegen. Diese „neuen“ Väter sind ein kritischer Erfolgsfaktor im Hinblick auf die Fachkräftesicherung, wie eine aktuelle Studie belegt. Deutlich wird das durch die Bereitschaft der Väter, ihre Arbeitsstelle zu wechseln:

  • Rund 450.000 Väter in Deutschland haben schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer besseren Vereinbarkeit gewechselt.
  • Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken darüber häufig oder zumindest manchmal nach. Diese hohe Wechselbereitschaft ist gerade in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Unternehmensrisiko.

Zur Reduzierung dieses Risikos können Unternehmen ihre Personalpolitik stärker auf die Erwartungen und Wünsche von Vätern ausrichten. Familienfreundlichkeit im Unternehmen an sich ist schon einmal gut, aber sie ist nicht gleich Väterfreundlichkeit:

  • Gefragt nach einer allgemeinen Selbsteinschätzung bewerten sich Unternehmen überwiegend (63 %) als sehr väterfreundlich. Weitere 31 Prozent stufen sich teilweise väterfreundlich ein.
  • Die Einschätzung der Väter weicht davon ab: Sie bewerten ihre Unternehmen deutlich seltener sehr väterfreundlich (38 %), dafür häufiger teilweise väterfreundlich (45 %). 14 Prozent der Väter finden ihr Unternehmen wenig und 3 Prozent überhaupt nicht väterfreundlich.

Warum?

Väter fühlen sich zum einen von existierenden Angeboten wie Halbtags-Teilzeitmodellen oder Elternzeitler-Netzwerken oft nicht angesprochen, da diese in ihrer Ausgestaltung und der betrieblichen Ansprache noch zu sehr auf Frauen zugeschnitten sind. Väterfreundlichkeit bemisst sich aber nicht allein am Angebot vereinbarkeitsfördernder Maßnahmen. Ohne Kommunikation im Unternehmen fehlt Vätern das Wissen um das Vorhandensein, die Voraussetzungen und die Vorgehensweise bei der Beantragung. Fehlt eine entsprechende Unternehmenskultur, haben Väter möglicherweise Hemmungen, die Maßnahmen in Anspruch zu nehmen, da sie negative Konsequenzen fürchten. Väter haben vor allem das Gefühl, Teilzeit oder Elternzeit seien bei Vätern weniger akzeptiert als bei Müttern. Ganz im Gegenteil wird eher mal durchblicken lassen, dass „Mann“ mit einem Wunsch temporär beruflich kürzer zu treten, aus dem Rennen um die Karriere ausgeschieden ist – und das ist eine reine Frage der Haltung.

Das Potenzial zur nachhaltigen Steigerung der Väterfreundlichkeit liegt deshalb zu allererst in der Unternehmenskultur. Zentral für die nachhaltige Entwicklung einer väterfreundlichen Unternehmenskultur sind gute Beispiele und Vorbilder auf allen Ebenen – auch und besonders auf der Führungsebene. Wenn also auch der Chef mal früher geht, weil er die Kinder abholen muss – und dies auch so kommuniziert. Auf den Prüfstand gehören auch Entwicklungs- und Karrieremodelle. Eine „Präsenzkultur“ ist hinderlich für die Karrierechancen von Vätern (und natürlich auch von Müttern). Es kostet nichts und nimmt das schlechte Gewissen, wenn bei Terminabsprachen auch auf Männer mit familiären Verpflichtungen Rücksicht genommen wird.

Und noch ein paar ganz praktische Tipps für eine väterfreundliche Unternehmenskultur:

  • Erfragen Sie in Personalgesprächen die Bedürfnisse zur Unterstützung Ihrer Väter.
  • Sensibilisieren Sie Führungskräfte im persönlichen Gespräch oder im Rahmen von Seminaren, damit sie Vereinbarkeitsangebote selbst in Anspruch nehmen und dafür werben.
  • Machen Sie Ihre Angebote bekannt. Und signalisieren Sie, dass die Annahme von Angeboten durch Väter erwünscht ist.
  • Denken Sie über die Elternzeit und die erste Lebensphase der Kinder hinaus. Väter wollen auch Verantwortung für ihre Kinder im Schulkind- oder Jugendalter übernehmen.
  • Ermutigen Sie Väter, Freistellungs- bzw. Unterstützungsmöglichkeiten bei der Erkrankung des Kindes oder bei Betreuungsproblemen in Anspruch zu nehmen.

Diese und weitere Hinweise finden Sie unter www.erfolgsfaktor-familie.de unter dem Vereinbarkeitsthema „Väter und Vereinbarkeit“. Im zugehörigen Netzwerk beim DIHK können Sie sich mit anderen Unternehmen zum Thema väterfreundliche Personalpolitik austauschen: www.erfolgsfaktor-familie.de/netzwerken.

Unternehmensprogramm Erfolgsfaktor Familie: Familienfreundlichkeit als Markenzeichen der deutschen Wirtschaft - dafür setzt sich das Bundesfamilienministerium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH), dem DGB sowie weiteren Branchen- und Fachverbänden ein. Das Unternehmensprogramm Erfolgsfaktor Familie bietet aktuelles Expertenwissen, Informationen, innovative Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte aus einzelnen Unternehmen und das bundesweit größte Netzwerk für Unternehmen, die sich für Familienfreundlichkeit engagieren.

Dieser Beitrag ist Teil der Themenkolumne "Vereinbarkeit von Beruf und Familie"

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